Vor zwei Nächten lag ich wieder einmal stundenlang wach und hatte Zeit, meine Gedanken etwas schweifen zu lassen. Während ich meine kleine Tochter stillte, dachte ich darüber nach, wie meine Energiereserven sich dem Nullpunkt erneut mit Höchstgeschwindigkeit nähern und ich fragte mich im gleichen Atemzug, wie wohl Alleinerziehende durch Zeiten der absoluten Erschöpfung kommen.
Wie meistert eine alleinerziehende Mutter ihr Leben?
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie alleinerziehende Mütter (ich weiß es gibt auch Väter, aber ich möchte mich heute nur auf Frauen beziehen) ihr Leben meistern. Gerade dann, wenn sie zudem noch berufstätig sind. Voller Respekt und auch voller Bewunderung lese ich immer wieder im Blog von Christine Finke. Als alleinerziehende und berufstätige Mutter schreibt sie über ihre Gedanken, Erfahrungen und den verschiedenen Herausforderungen als working mom. Nach einem solchen Besuch auf ihrem Blog frage ich mich oft:"Würde ich das schaffen?" Ich habe mit einem Mann und einer großen Tochter, die bereits vieles selbstständig erledigt, sehr gute Voraussetzungen, um das Leben mit unserer kleinen Tochter (10 Monate) bestens zu meistern und trotzdem bin ich regelmäßig am Limit.
Alleinerziehende und dazu noch berufstätige Mütter haben doch da ein ganz anderes Pensum zu bewältigen und das ganze Jahr steckt voller Prüfungen, die bestanden werden müssen. Wenn ich da nur an die ganz alltäglichen Einkäufe denke, die noch in den sowieso schon überfüllten Tagesablauf gepresst werden müssen. Oder Feiertage wie Ostern und Weihnachten, an denen man seinen Kindern ein schönes Fest bereiten möchte. Und immer wieder die ernüchternde Tatsache, dass man es allein schaffen muss und wird.
Ich kann nur staunen, über soviel Kraft. Ich finde es einfach unglaublich, wie viele Mütter ihr Leben ohne Mann meistern. Ich finde es eine wahnsinnig tolle Leistung, wie sie ihre Kinder alleine erziehen und ihnen alles für ihr Leben mit auf den Weg geben. Ich finde es beeindruckend, wie sie versuchen die Lücke, die der Vater hinterlässt, im Alltag zu schließen.
Ich habe einen liebevollen Mann, mit dem ich gemeinsam das Leben mit all seinen Herausforderungen bewältigen kann. Ich weiß nicht, ob ich es schaffen würde, meine Kinder alleine zu erziehen. Ich bin überzeugt davon, dass diese Situation für viele Frauen sehr schwierig ist und man auch von den Behörden häufig im Stich gelassen wird.
Wenn ich so über dieses Thema nachdenke, habe ich oft das Gefühl, dass den Menschen in unserer Gesellschaft der Umgang mit Alleinerziehenden häufig schwerfällt. Da besteht politisch, wie auch gesellschaftlich auf jeden Fall noch ein großer Handlungsbedarf. Doch den richtigen Ansatz zu finden, fällt schwer. Alleinerziehende werden oft in einem furchtbaren Licht gesehen und dargestellt. Es wirkt leider oftmals so, als seien sie doch selbst schuld, wenn es mit dem Familienmodell Vater-Mutter-Kind nicht klappt. Dieser Umstand muss doch zusätzlich schlimm sein, für alle alleinerziehenden Mütter.
Ich mache mir oft so meine Gedanken und vielleicht hilft es ja schon beim Umdenken, wenn man sich einfach einmal mit der Thematik genauer auseinandersetzt und nicht dem Bild glaubt, das häufig in den Medien und schlechten Talkrunden propagiert wird. Vielleicht hilft es auch alleinerziehende und berufstätige Mütter in einem anderen Licht zu betrachten und zu erkennen, was sie in Wirklichkeit auch sind, nämlich wunderbare, starke Frauen, die für ihre Ziele kämpfen und sich voller Hingabe der Erziehung ihrer Kinder widmen. Frauen, die mit Freude berufliche Herausforderungen meistern. Einfach Frauen, denen man im Alltag und damit meine ich das ganz persönliche Umfeld mit einer großen Portion Respekt entgegentreten sollte!
Liebe Grüße
...eure schlaflose Mutti ~Nicole~
Danke für den interessanten Beitrag und die tolle Seite! Ich finde es grundsätzlich schade, dass in Deutschland zwar circa 20% aller Eltern alleinerziehend sind (+50% in den vergangenen 15 Jahren!) und über die Hälfte der alleinerziehenden Mütter von Kindern unter drei Jahren mit weniger als 1.100 Euro im Monat auskommen muss und das in den Medien so gut wie kein Gehör findet. Hier sollte die Politik mal endlich aufwachen! LG, Jenny
Ich habe den Blog und damit den Beitrag jetzt erst entdeckt und wollte nur kurz meinen Senf dazu geben: ich erziehe meine Tochter getrennt, das heißt: ich teile es mir mit dem Vater, von dem ich getrennt lebe, jeweils zu 50 Prozent. Das ist eine sehr komfortable Situation im Vergleich zu anderen getrennt lebenden Eltern, aber es hat auch Nachteile. So ist das Steuer- und Sozialsystem darauf überhaupt nicht ausgerichtet, und es erfordert unheimlich viel Organisation. Das ist oft schwierig, wenn man den Ex am liebsten an die Wand klatschen will, aber immer noch ein gemeinsames Konto hat und das mit dem Kindergeld, Kita-Beiträgen etc regeln muss. Ganz zu schweigen von den Erziehungsabsprachen! Aber dennoch: es entlastet enorm.
Das ging auch nur, weil ich früh (nach sechs Monaten) wieder in den Beruf bin und der Papa sieben Monate voll Elternzeit genommen hat. Er war also kompetent und willens, seinen Teil auch später nach der Trennung zu tun. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist und bin sehr froh, es damals so gemacht zu haben, auch wenn ich ab und an ein schlechtes Gewissen hatte, so früh wieder zu arbeiten. Es hat ihr nicht geschadet: sie ist ein fröhliches, offenes, sehr selbstständiges Kind geworden.
Das nur mal zur Ergänzung, weil es auch unter den gtrennten Eltern viele verschiedene Situationen gibt.
Das ist wirklich eine heftige Situation und ich glaube, dass es für dich sehr anstrengend ist.. Ich freu mich aber für dich, dass deine kleine Maus , dass alles so gut verkraftet hat!
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole, danke für Deinen netten Bericht und das Du auf das Dilemma der alleinerziehenden Mütter aufmerksam machst. Ich bin seit 15 Jahren ganz alleine mit einem Sohn, der wunderbar und toll geworden ist trotz oder erst recht wegen all der Steine, die mir in den Weg gelegt wurden und trotz großem Verzicht auf viele Dinge. Schlimm ist, das ich oft genug gehört habe, ich sei selbst dran Schuld, und oft auf Unverständniss gestoßen bin, warum wir uns vieles nicht leisten können, da ich auch noch dazu (ganz mitleidig von vielen betrachtet!) Selbstständig bin. Aber auch Du würdest es schaffen, denn Mütter sind für Ihre Kinder Kämpferinnen, ob mit oder ohne Partner, glaube ich! Lieben Gruß Katrin
Liebe Katrin 🙂 Ich finde auch, das man dafür eine Kämpferin sein muss.. Ich bin so unselbständig, dass ich wirklich bezweilfe, dass ich das schaffen würde..
Liebe Grüße
Genau wie du ziehe ich den Hut vor Alleinerziehenden!!!
Liebe Nicole, danke für Deine lieben Worte, es tut einfach mal gut !LG Ines
Liebe Nicole,
als ich zufällig auf Deine Berichte hier stieß kamen mir die Tränen.
Ich habe meine beiden Kinder von Anfang an alleine großgezogen und
habe bis jetzt alles investiert was in meiner Kraft stand.
Und der Erfolg kann sich sehen lassen.
Ich habe jetzt erstmal gemerkt wie gut es tut, wenn man auch mal gelobt
wird für das was man leistet und geleistet hat.
Ich danke Dir aus tiefsten Herzen für Deine Worte !
Alles Liebe
Ines
Liebe Ines:) Deine Zeilen haben mich sehr bewegt! Ich freue mich so unendlich sehr, dass diese wenigen Zeilen in meinem Post, solche Reaktionen erzeugen!! Ich habe geschrieben, was ich denke und ich bin so froh, dass es alleinerziehende Mütter gibt, die den Kopf nicht in den Sand stecken und aus ihren Kindern ganz wundervolle Menschen machen 😉
Liebe Güße
Liebe Nicole, ich finde auch, dass wir "umdenken müssen". Auf einzelne, überforderte Alleinerziehende zu fokussieren, hilft nicht - auch dann nicht, wenn sie im gut gemeinten Sinne als besonders stark beschrieben werden. Damit kehrst du ja leider bloss ein Klischee um.
Ich bin seit sechs Jahren alleinerziehend - und berufstätig - und kenne trotzdem mehrere Mütter, die einen Partner haben, und mit denen ich niemals tauschen wollte. Weil sie nicht eins, sondern vier Kinder haben, weil sie Kinder mit Beeinträchtigungen haben, weil ihre Familie weit weg wohnt, weil ihre Männer in Russland arbeiten und nur alle paar Wochen mal vorbei pendeln, oder anstrengende Fortbildungen machen und deshalb familiär nicht einsatzfähig sind. Bei diesen Müttern kann man sich genau so gut fragen, wie die "ihren Alltag schaffen". Da braucht man Alleinerziehende weder als Heldinnen, noch als Benachteiligte zu stilisieren. Damit will ich die Sorgen und Nöte Einzelner nicht klein reden - nur die Wertung zwischen "alleinerziehend" und "mit Partner" halte ich hier für irreführend und fehl am Platz.
Der wirkliche Skandal am Alleinerziehen ist, dass eine grosse Gruppe - immerhin sind es 1,6 Millionen Single-Eltern - von familienpolitischen Leistungen so gut wie abgeschnitten sind. Darauf sollte eine Lobby für Alleinerziehende dann auch fokussieren. Rund 40 Prozent aller Alleinerziehenden beziehen voll oder aufstockend Hartz IV und profitieren dadurch in keiner Weise von Kindergeld, Elterngeld und der Herdprämie, die ja angeblich "Wahlfreiheit" ermöglichen soll. Nur halt nicht für diese 40 Prozent Alleinerziehenden. Darüber hinaus gibt es eine Gruppe von weiterhin rund zehn Prozent, die ebenfalls Sozialleistungen in Anspruch nehmen: Wohngeld, Familienzuschlag, Kitakostenzuschüsse der Jugendämter. Bei diesen Leistungen werden die genannten familienpolitischen Leistungen ebenfalls verrechnet, so dass sie das Haushaltsbudget herabsetzen. Dann kommt eine beträchtliche Zahl an Alleinerziehenden, die vom Staat unabhängig ist, aber wenig verdient. Für die - und auch diejenigen, die gut verdienen - ist das Steuersystem einfach ungerecht. Denn es belohnt ja nicht die Familien mit Kindern, sondern Verheiratete. Auch das ist eine familienpolitische Leistung, von der Alleinerziehende abgeschnitten sind. Und das, obwohl sie statistisch gesehen öfter und mit mehr Stellenprozenten erwerbtätig sind, als Mütter in Paarfamilien.
Wie du ja sicher gelesen hast, hat mich diese Frage oder dieser Gedanke nachts bewegt. Ich kehr kein Klischee um, sondern habe über eine Tatsache geschrieben, die ich einfach als realistisch einschätze. Ich möchte mit meinen Posts einfach zum Nachdenken anregen.. Wenn du die Darstellung für überspitzt hälst, dann ist das dein gutes Recht. Na klar gibt es auch Familien bei denen es Herausforderungen gibt, das streite ich gar nicht ab.. aber in meinem Post geht es um Alleinerziehende und wenn ich hier kategorisiere und diese Frauen bewundere, dann ist dies ledeglich meine subjektive Meinung 😉
In diesem Sinne
Liebe Grüße
Im Grunde ist es ziemlich einfach: man macht, was gemacht werden muss, verzichtet auf Perfektion und konzentriert sich auf die wichtigen Dinge. Dann läuft das schon... bei mir und meinen Kids schon seit 14 Jahren!
Klingt nach einem guten Rezept;)
Liebe Grüße
Das einzig wahre Rezept, anders geht´s nicht. Und ich mach das erst seit 15 Monaten.
15 Monate können auch schon eine lange Zeit sein.. Meine kleine Tochter wird jetzt 11 Monate und die waren ziemlich schlaflos.. Die paar Monate kommen mir manchmal vor, wie eine Ewigkeit 🙂
Genau. Ich bin seit 4 Jahren alleinerziehend und habe während dieser Zeit meine Ausbildung als Medienkauffrau gemacht und arbeite nun Vollzeit. Wenn mich Leute immer fragen, wie ich das mache kann ich nur sagen: "Habe ich denn eine Wahl?!" Ehr nicht.
Perfektion bleibt da schon oft auf der Stecke. Aber solange meine Tochter glücklich ist und zu einem selbstbewussten Menschen heranwächst, ist mir das auch ziemlich egal.
DANKE 😉
Bitte 😉
Liebe Nicole, da hast Du wirklich ein oft verschwiegenes Thema angesprochen. Ich selbst bin bei meiner alleinerziehenden Mutter mit 2 Geschwistern aufgewachsen und sie war fast durchgehend Vollzeit berufstätig. Dass das bei ihr und auch uns Kindern Spuren hinterlassen hat, ist klar, denn wir haben sie oft vermisst, obwohl sie meistens Nachtschichten gearbeitet hat im Krankenhaus auf der Intensivstation, was meiner Meinung nach für sie eine zusätzliche große Belastung war.
Dennoch sind wir alle mit den wichtigsten Werten ausgestattet gut erzogen worden.
Erst heute weiß ich richtig zu schätzen, wie sie das alles gemeistert hat. Früher war ich oft undankbar und sauer darüber, was die Mitschüler hatten und wir nicht. Heute kann ich verstehen, wie knapp es war und warum manches nicht ging. Wir hatten es trotzdem immer gut und es hat uns an nichts gefehlt. Materielles ist nebensächlich - sie war immer für uns da. Schade, dass wir das früher noch nicht wussten und ihr sehr oft Vorwürfe gemacht haben.
Heute habe ich allergrößten Respekt und Dankbarkeit!
Und ich bin froh, dass ich einen Mann an meiner Seite habe, denn ich habe als Kind erlebt, wie schwierig es für meine alleinerziehende Mutter in der Gesellschaft ist.
Liebe Grüße
Renate
Ich glaube schon, dass es für Kinder oft schwer ist, ohne Papa aufzuwachsen. Ich finde es aber auch wirklich fantastisch, was Mütter über Jahre hinweg leisten.. Einfach Hammer.. Ich finde es super, dass du heute großen Respekt vor der Leistung deiner Mutter hast 🙂
Liebe Grüße
Nicole