Unser Alltag ist herausfordernd. Als fünffache Mutter weiß ich, wie schwierig verschiedene Situationen sein können. So bin ich zum Beispiel oft morgens allein mit den vier Kids, während mein Mann bereits arbeitet. Das bedeutet für mich, dass ich schnell und genau alle anfallenden Aufgaben erledigen muss, damit die Kinder rechtzeitig in der Schule ankommen. Danach erledige ich den Haushalt, Einkäufe, Wäsche, beantworte E-Mails, arbeite und kümmere mich um unser Kleinkind. Die Tage sind vollgepackt mit Aktivitäten der Kinder, Hausaufgaben, bauen an Garten- und Wohnungsprojekten und abends fallen mein Mann und ich todmüde ins Bett. Die Gedanken schwirren den kompletten Tag, um verschiedene Aufgaben, die erledigt werden müssen. Wann hat man also mal Zeit zum Durchatmen und Auftanken?
Natürlich gibt es auch Väter, die dieses Thema betrifft, dennoch möchte ich mich heute auf die Mütter fokussieren, da ich nur aus meiner eigenen Perspektive sprechen kann. Natürlich sind viele Mütter vom Mental Load betroffen und natürlich trauen sich viele Mütter nicht, offen darüber zu sprechen, weil sie oftmals die Angst haben, nicht ernstgenommen oder belächelt zu werden. Leider bekommt Mutterschaft in unserer Gesellschaft immer noch nicht die Anerkennung, die sie verdient hat. Haushalt, Erziehung und Familienmanagement (+ evtl. Job) erledigen sich ja quasi von allein-NICHT.
Wenn Mütter an ihre Grenzen stoßen, nehmen sie oft die Warnsignale ihres Körpers und ihrer Seele nicht wahr. Die Mischung aus ständiger Beschäftigung, Nachgrübeln und Schlaflosigkeit sind jedoch für jeden Menschen auf Dauer toxisch. Das ständige Kreisen der Gedanken, die Organisation des Alltags, die Lösung der anfallenden Probleme u.v.m führen zum Mental Load.
Ich habe verschiedene Strategien entwickelt, die mir dabei helfen, zu entspannen und zu innerer Ruhe zu finden. Hier schreibe ich über einige davon. Diese Liste ist nicht vollständig, aber vielleicht kann sie dir als Inspiration dienen, um aus dem Hamsterrad auszubrechen und etwas zu verändern.
Um unsere Situation zu verstehen, musst du wissen, dass wir keinen familiären Background haben, der uns aktiv im Alltag unterstützen kann. Wir, also mein Mann und ich müssen alle anfallenden Aufgaben alleine stemmen. Das gelingt uns auch sehr gut und wir geben uns gegenseitig Rückenhalt. Ohne die Unterstützung der Familie, Freunde oder einem Partner wird es natürlich sehr schwierig dem Mental Load zu entgehen. Und trotzdem möchte ich dir an dieser Stelle etwas sagen, was dir vielleicht nicht gefallen wird, aber du allein hast die Verantwortung und die Möglichkeit etwas zu ändern. Es gibt niemanden anderes, der das für dich tun wird.
Wie ich schon geschrieben habe, übernehmen mein Mann und ich und zum Teil die Kinder Aufgaben im Haushalt. Wir besprechen manchmal im Vorfeld, manchmal spontan, wer welche Aufgabe erledigt. Somit lastet unser 6-Personen Haushalt nicht allein auf mir und ich kann mir Zeit nehmen, um meine Aufgaben zu erledigen. So entsteht weniger Stress und wir können danach zusammen die Zeit genießen, die ich sonst in der Küche beim Putzen oder anderswie verbracht hätte. Natürlich gibt es immer wieder stressige Momente, die man meistern muss, aber wenn man die Möglichkeit hat, auch nur einen kleinen Teil der Aufgaben zu delegieren, kann das schon sehr hilfreich sein. So habe ich nicht ständig die nächste zu erledigende Aufgabe im Kopf und meine Gedanken kommen ein bisschen zur Ruhe.
Dabei müssen es auch nicht immer riesige Aufgaben sein, die du abgibst. Wenn deine Kinder den Müll rausbringen, wenn sie zum Spielen gehen oder wenn deine Nachbarin dir Obst, Eier und Brot vom Einkaufen mitbringen kann, hast du wieder ein paar Minuten gespart, hast keinen großen organisatorischen Aufwand und kannst selbst kurz durchatmen. Sei niemals zu stolz, um Aufgaben abzugeben, wenn du die Möglichkeit dazu hast.
Der nächste Punkt, den wir uns genauer anschauen wollen, ist Zeit in der Natur zu verbringen. Wenn ich in der Natur bin, kann ich abschalten und meine Akkus füllen. Ich atme dann tief durch und der Alltagsstress fällt von mir ab. Ich gehe täglich in unseren Garten. Die vielen Bäume und Pflanzen bieten einen perfekten Ort zum Auftanken. Manchmal gehe ich am Vormittag mit dem Kleinkind in den Garten und täglich am Nachmittag. Da ich mich aber in dieser Zeit um die Kinder kümmere, ist diese Gartenzeit weniger zum Auftanken geeignet. Natürlich kann ich auch da mal kurz durchatmen, aber ich denke, du weißt, was ich meine.
Meine Zeit zum Auftanken ist meist am Abend, wenn die Kinder im Bett sind. Dann gehe ich oft nochmal für ein paar Minuten in den Garten, höre den Vögeln beim Zwitschern zu, genieße das leise rauschen der Blätter und sehe mir den wunderschönen Sonnenuntergang an. ENTSPANNUNG PUR! Die Zeit muss auch nicht lang sein. 10-20 Minuten reichen vollkommen.
Jedoch verbringe ich nicht nur im Garten Zeit, sondern ich liebe es ebenso in den Wald zu gehen. Vor einiger Zeit habe ich eine neue Freundin kennengelernt, die mir bei unseren Spaziergängen Wildkräuter zeigt und ihr wertvolles Wissen mit mir teilt. Diese Zeit genieße ich sehr.
Wenn du also die Möglichkeit hast, frische Luft schnappen zu gehen, dann tu das. Das Sitzen vorm Fernseher hat niemals den gleichen Effekt.
Ab und zu gönne ich mir ein paar Beauty-Treatments. Da ich im Alltag schwer Kosmetiktermine einplanen kann (weil Kind krank, weil Aktivitäten der Kinder, weil Ferien... usw.) habe ich mir vor einiger Zeit zum Beispiel ein Microneedlinggerät gekauft. Ich habe mir von meiner besten Freundin erklären lassen, auf was ich bei der Behandlung achten muss (sie ist Kosmetikerin) und habe mir Produkte von ihr geben lassen. Ich liebe diese Zeit. Ich tue etwas für mich und am nächsten Tag sieht meine Haut einfach toll aus.
Natürlich musst du keine aufwendige Routine betreiben, wenn du das nicht magst oder der Typ dazu bist.... aber ein entspannendes Bad mit einem Buch, eine Bürstenmassage oder eine Maniküre können schon einen großen Unterschied machen und dir dabei helfen, dich zu entspannen und dem Gedankenkarusell für einen Moment zu entkommen.
Regelmäßige "Fastenzeiten" helfen mir auch dabei aufzutanken. Früher habe ich ganz regelmäßig Basen- oder Rohkostfasten in meinen Mamaalltag integriert. Mit Kind Nummer 5 muss ich allerdings zugeben, dass ich es nicht mehr so aktiv in meinem Alltag einbaue. Leider. Das möchte ich auf jeden Fall wieder ganz regelmäßig tun, um meine leeren Speicher zu füllen.
Eine Sache, die mir total hilft, ist das bewusste Sein im Hier und Jetzt. Oft ist man im Alltag gedanklich schon bei der nächsten oder übernächsten Aufgabe und verpasst damit eigentlich das Leben. Wenn du das nächste Mal mit einem deiner Kinder spielst oder ihm beim Kneten oder Spielen zuschaust, dann tue das ganz bewusst und genieße dein Kind. Genieße, wie es spielt, wie es lernt, wie es dich um Hilfe bittet, wie es lacht, wie es schaut und wie es einfach nur präsent in diesem Moment ist. Dieses Sein im Moment kann dir sehr gut dabei helfen, selbst zu Ruhe zu kommen.
Ein weiterer Punkt, der mir im Umgang mit Mental Load hilft, sind Freunde. Ich treffe sie nicht jeden Tag aber in regelmäßigen Abständen. Mal zum Kaffee, mal zum Grillen. Diese Treffen sind mir sehr wichtig. Ich kann mich dort austauschen, entspannen und lachen. Sehr wertvoll.
All die Punkte sind nur eine kleine Zusammenstellung von Dingen, die mir gut tun und die ich ganz bewusst in meinen Mamaalltag integriere. Ich weiß, wie es sich anfühlt, voll und ganz Mutter zu sein, die sich für ihre Familie hingibt und ich weiß auch, wie wichtig es ist, selbst nicht zu kurz zu kommen und sich selbst so sehr zu lieben und wertzuschätzen, um sich selbst etwas Gutes zu tun.
Es ist wichtig, dir Hilfe zu holen, wenn du den Mental Load nicht mehr alleine bewältigen kannst. Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu entlasten. Wichtig ist, dass du etwas für dich selbst tust und du dir nicht zu viel zumutest.
Was tust du gegen Mental Load?
Herzensgrüße
Nicole